Vor dem geistigen Auge soll ein möglichst lebendiges Bild des klassischen Athen entstehen, in dem man gedanklich spazieren gehen kann. Am Anfang steht die Bekanntschaft mit der archäologisch rekonstruierten Stadt selbst, um eine Vorstellung von ihrer Topographie und Architektur zu bekommen. Es wird also eine gedankliche (Zeit)reise in und durch Athen unternommen. Seine politische Besonderheit, die radikale Demokratie, wird dabei genau betrachtet – und lokalisiert. Danach „belebt“ sich die Stadt mit zeitgenössischen Persönlichkeiten, die dort „angetroffen“ werden, wo sie gewirkt haben – Perikles beispielsweise auf der Pnyx, Sophokles am Dionysostheater.
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Insgesamt acht Persönlichkeiten sind ausgewählt, deren Gemeinsamkeit darin besteht, dass sie alle etwas „Klassisches“ hervorgebracht haben und „am Anfang des europäischen Denkens“ standen. Sie legen Zeugnis ab für das so genannte „Könnens-Bewusstsein“ (C. Meier) und zeigen die weltgeschichtlich bedeutsamen Leistungen, die sich im klassischen Athen konzentrierten. Es sind Perikles (Mitbegründer der attischen Demokratie und Staatsmann in dieser Demokratie), Sophokles (Dramatiker), Phidias (Baumeister der Akropolis), Sokrates (Begründer der abendländischen Ethik), Hippokrates (Begründer der wissenschaftlichen Medizin), Herodot (Vater der Geschichtsschreibung), Thukydides (Vater der wissenschaftlichen Geschichtsschreibung) und Hippodamos von Milet (Städteplaner; verantwortlich für die Neugestaltung des Piräus mit dem streng rechtwinkligen Straßennetz, das später nach ihm „Hippodamisches System“ genannt wurde).
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Höhepunkt ist die Rede des Perikles auf dem Athener Friedhof, dem Kerameikos, die er anlässlich der ersten Gefallenen im Peloponnesischen Krieg hielt. Hier hören wir einen Zeitgenossen über die Größe seiner Vaterstadt reden und über die Gründe nachdenken, die zu dieser Größe geführt haben könnten. Er zeigt das Ideal einer Stadt, aber auch, und damit zusammenhängend, das Ideal eines Menschen, „der ganz auf sich gestellten Persönlichkeit“, des autonomen, selbst-ständigen Menschen.
Dieses klassische Menschenideal soll abschließend in einem imaginären Museumsbesuch anhand von zwei Skulpturen „entdeckt“ werden. Zur Auswahl stehen ein archaischer Kuros (6. Jhd.) und als klassische Statue der Poseidon (bzw. Zeus) vom Kap Artemision (5. Jhd.).