„Zu meiner Welterschaffung habe ich manches erobert, doch nichts ganz Neues und Unerwartetes. Auch habe ich viel geträumt von dem Modell, wovon ich so lange rede, woran ich so gern anschaulich machen möchte, was in meinem Innern herumzieht, und was ich nicht jedem in der Natur vor Augen stellen kann.“
Die Italienische Reise als Buch ist dieses Modell. In ihr ‚lehrt’ Goethe, wie er lebt und was ihn ‚bildet’. Wer das Werk nicht als einen Reisebericht mit durchgehender Handlung missversteht, sondern es für den Schulunterricht als Praxisbuch entdeckt, versteht plötzlich Gegenstände und Methoden, die Goethe (und eben auch heutige Schüler) dazu befähigen, sich und die Welt besser zu begreifen. Die Lehridee, nämlich wie Goethe ‚es’ macht, zu lernen und zu lehren, tritt im Unterricht acht Mal (in etwa 16 Stunden) verwandelt, aber klar, verbindlich und verbindend wieder auf. Die Schülerinnen werden in jene ursprüngliche Situation versetzt, in der sich Goethe befand, als er nach Italien reiste. Sie können eigenständig üben und in Lernhandlungen umsetzen, was in der Italienischen Reise bereits als Lernresultat eines anderen scheinbar abschließend formuliert worden war. In einem anfänglichen Überblick lernen sie das gesamte Buch kennen, den literarischen Makrokosmos (I. Akt). Es folgt die genauere Erarbeitung des Venedig-Kapitels (II. Akt), das in jeder folgenden Stunde als eine Art didaktischer Mikrokosmos wieder herangezogen wird. An Venedig wird überprüft, was man schon weiß und was man neu lernt. Alle folgenden Anregungen und Themen kommen dann original aus dem Goethetext. Am Beispiel der Veroneser Arena (III. Akt) lernen die Schüler Architektur zu sehen, am Beispiel von Goethes Schreibstil (IV. Akt) machen sie sich mit verschiedenen Textsorten bekannt. Raphaels „Schule von Athen“ (V. Akt) lehrt sie sehen und schweigen, die klassische Vers-Dichtung „Iphigenie auf Tauris“ nachdichten und reden (VI. Akt). Mit einer Italienerin lernen sie in zwei Schulstunden eine ihnen bislang fremde Sprache (VII. Akt) und durch die Lektüre einer Schrift von Herder (VIII. Akt) tasten sie sich an philosophische Fragen heran.
Inszeniert in
Bern CHÂ
Marburg D
Stuttgart DÂ
Tübingen D
Lehrstückbericht
Schirmer 1999-
Lehrstückbericht Harder 2011-
Unterrichtsbericht Schmidlin 1999-Â
Freudenstein 2014-Â
Kaufhold 2014