n der Mitte des 16. Jahrhunderts revolutionierte die heliozentrische Betrachtungsweise von Kopernikus das Denken, sie konnte aber auch nicht alle Beobachtungen einfach erklären. Jost Bürgi, Uhrmacher aus dem Toggenburg und heute bekannt durch seine wunderschönen und hochpräzisen Himmelsgloben, wurde 1579 an der damals modernsten Sternwarte Europas in Kassel angestellt. Neue, genauere Messungen sollten die brennenden Fragen der Weltanschauung klären. Dafür waren riesige Datenmengen mit mühseliger Rechenarbeit zu bewältigen. In einem kurzen Abschnitt seines Buches „arithmetica integra“ (1544) weist Michael Stifel anhand von Zweierpotenzen darauf hin, dass das Rechnen mit den Exponenten einfacher ist als das Rechnen mit den Potenzen. Hier wird die Grundidee des Logarithmus deutlich erfahrbar. Bürgi erkannte, dass mit einer feineren Einteilung die praktische Nutzung möglich wird.
Während Bürgi eine Tabelle mit den Exponenten zur Basis 1.0001 zusammenstellte, begnügen wir uns im Unterricht damit, von Hand Potenzen von 1.001 zu berechnen und so unsere eigene Logarithmentabelle zu erstellen. Beim Rechnen damit erfahren wir ihre grossen Vorteile: Multiplikationen werden zu Additionen, Divisionen zu Subtraktionen, sogar das Ziehen komplizierter Wurzeln wird zugänglich. Die Logarithmen liefern uns zudem die Grundlage für die logarithmische Skala und damit für den Rechenschieber.
Mit der Logarithmentafel und dem Rechenschieber lernen wir sie kennen, die unentbehrlichen Rechenhilfsmittel für die wissenschaftliche und technische Entwicklung bis weit über die Mitte des 20. Jahrhunderts, also während rund 350 Jahren!
Jost Bürgi (1552 - 1632), Astronom, Mathematiker, Instrumentenbauer, Entdecker der Logarithmen.
Inszeniert in
Trogen CH