oussaint Louverture steht im Mittelpunkt des politischen Hurrikans, der um 1800 die atlantische Welt aufwühlt. Er verkörpert in einer Person die Ideen der Französischen Revolution, die Abschaffung der Sklaverei, die Unabhängigkeit von kolonialer Herrschaft, die zu Ende gedachten Menschenrechte und den Kampf gegen den anti-schwarzen Rassismus. Er ist einer der grossen Gegenspieler von Napoleon Bonaparte. In der Dritten Welt wird er in einem Atemzug mit Voltaire, Danton, Jefferson, Washington, Lincoln, Bolivar, Lumumba, Martin Luther King, Malcolm X und Steve Biko genannt. Bei uns ist er praktisch unbekannt, obwohl die UNO das Jahr 2004 in Erinnerung an den von ihm geführten Befreiungskampf zum Internationalen Jahr des Gedenkens an den Kampf gegen die Sklaverei und an ihre Abschaffung erklärt hat.
Gemäss der dritten These ("Prinzip der exemplarischen Inhalte") von Hans Christoph Berg sind "Lehrstücke Unterrichtseinheiten zu kulturell und schulisch sowie jeweils persönlich zentralen epochenübergreifenden Menschheitsthemen" (Lehrkunstdidaktik – Entwurf und Exempel einer konkreten Inhaltsdidaktik, 2004). Ausgehend von meiner eigenen Faszination und jahrelangen Beschäftigung mit Haïti und dem "schwarzen Spartakus" Toussaint Louverture (1743–1803) soll das Lehrstück über das Leben und Sterben des Sklaven, Kutschers, Revolutionsführers und Generalgouverneurs exemplarisch in den seit der Aufklärung zentralen Gleichheits- bzw. Ungleichheitsdiskurs einführen.