Lehrkunst

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Weniger Verstehen durch mehr Inhalte

Unveröffentlichter Leserbrief von Michael Jänichen auf den Gastkommentar „Mit Begeisterung ist es nicht getan“ von Walter Herzog in der NZZ, 30. Januar 2015, S. 20

Walter Herzog zielt in seinem Kommentar auf nachhaltiges, verstehendes Lernen und fordert didaktische Innovationen zum Zweck der Bildung. Didaktische Innovation bedeutet aber nicht, dass unbedingt Neues erfunden werden muss: Eine Schlüsselstelle in der wissenschaftlichen Erkenntnis liegt in der oft gut dokumentierten und dramatischen Auseinandersetzung eines historischen Entdeckers oder Erfinders mit einer Problemstellung. Er befand sich in der gleichen Situation wie die Lernenden heute. Er repräsentiert sogar alle von Walter Herzog erwähnten Tugenden: Er ist neugierig, begeistert und willig zur Auseinandersetzung, er durchbricht seine Vorurteile, hinterfragt und denkt so lange nach, bis er versteht. Er ist ein optimales Modell, und es ist kulturauthentisch. Das ist der Dreh- und Angelpunkt der auf Martin Wagenschein basierenden Lehrkunstdidaktik.

Wollen wir echte naturwissenschaftliche Bildung erreichen, sollten wir den Unterricht häufiger in angemessener Ruhe der Geschichte exzellenter Phänomene und Erkenntnisprozesse widmen. Das gehört in gute Lehrpläne, statt sie so zu überfrachten, dass sie weder wissenschaftliches Verstehen noch Wissenschaftsverständnis erlauben. Ohne Tiefgründigkeit ist Bildung nicht möglich. Und vielleicht würden sogar die Instanzen der kantonalen Lernverwaltungen auf diesem Weg wieder zu dem, was sie sein sollten: Bildungsdirektionen.